Mikroplastik: Kampf gegen den riesigen Berg an Minimüll

Mikroplastik: Kampf gegen den riesigen Berg an Minimüll

Umweltschützer schlagen bereits seit einigen Jahren Alarm, doch erst langsam breitet sich das Thema Mikroplastik auch im Bewusstsein der Allgemeinheit aus. In diesem Artikel klären wir, was Mikroplastik ist, welche Umweltschäden es verursacht und was jeder von uns gegen das Problem tun kann.

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Weltmeere versinken im Müll

Mehrere Billionen kleiner Plastikteilchen befinden sich unter der Wasseroberfläche der Weltmeere und sinken langsam auf den Meeresboden. Der WWF spricht von mehreren hunderttausenden Teilen Plastikmüll pro Quadratkilometer Meer. Auch deutsche Flüsse sind betroffen: In einer länderübergreifenden Pilotstudie fand man heraus, dass in praktisch allen west- und süddeutschen Flüssen Mikroplastik nachweisbar ist. Selbst im arktischen Eis, fernab von menschlicher Besiedlung, konnten schon Kunststoffrückstände nachgewiesen werden.

Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden Kunststoffteilchen bezeichnet, deren Größe im Mikrometer- oder Nanometerbereich liegt. Grundlegend muss man zwischen zwei Arten von Mikroplastik differenzieren: Winzige Kunststoffpartikel, die ganz bewusst zu Gebrauchszwecken erzeugt wurden und Partikel, die durch den Zerfall von Kunststoffprodukten entstehen. Beide Arten von Mikroplastik verursachen Probleme, weil die Partikel schwer bis nicht abbaubar sind und darüber hinaus eine ähnliche Dichte wie Wasser aufweisen.

Großes Problem für Mensch und Tier

Meeresbewohner fressen die kleinen Plastikpartikel und vergiften sich dadurch schleichend. In einer Publikation aus dem Jahr 2015 stellt das "nova Institut für politische und ökologische Innovation" im Auftrag des Umweltbundesamtes fest, dass insgesamt 663 Tierarten bekannt sind, die von den negativen Auswirkungen durch Abfälle in der Meeres- und Küstenumwelt direkt betroffen sind.

Wenn die Meerestiere nicht durch die Toxizität der Partikel sterben, mechanische Verletzungen des Verdauungstrakts erleiden oder keine Nahrung mehr aufnehmen können, da die Partikel die Nahrungsaufnahme blockieren, gelangen mit Mikroplastik belastete Fische über den Fischfang auch auf unseren Teller. In Makrele, Kabeljau und anderen Speisefischen aus der Nord- und Ostsee konnten Biologen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven bereits Mikroplastik nachweisen. Neben toxischen und hormonellen Wirkungen von Mikroplastik können die Mikropartikel außerdem als Transportmittel für verschiedenste Schadstoffe dienen. Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Folgen für den Menschen gibt es noch nicht.

Verschiedene Ursachen für Mikroplastik-Belastung der Flüsse und Meere

Das Mikroplastikproblem resultiert vornehmlich aus zwei Faktoren: Zum einen werden die Unmengen von Plastikmüll (Tüten, Flaschen etc.) durch tropische Wasserwirbel zu winzig kleinen Partikeln zerrieben, die sich unter der Wasseroberfläche ansammeln und langsam absinken. Zum anderen gelangt Mikroplastik durch allerhand Haushaltsprodukte ins Wasser. Allerdings geht es hierbei nicht in erster Linie um die Verpackungen, sondern um sogenannte microbeads (z.Dt. Mikroperlen), die sich direkt im eigentlichen Produkt befinden.

In diesen Produkten steckt Mikroplastik

Solche Microbeads, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen, befinden sich beispielsweise in herkömmlicher Zahnpasta, Gesichtscremes, Duschgel und Haargel. Sie wollen konkrete Zahlen? Der NDR hat in einem Test nachgewiesen, dass herkömmliche Zahnpasten bis zu 10 % Mikroplastik enthalten. Der BUND e. V. (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) setzt sich für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika ein - bisher leider ohne Erfolg. In Schweden ist man schon einen Schritt weiter: Hier wurde bereits ein Verbot für Kosmetika mit Mikroplastik beschlossen.

Mikroplastik vermeiden

Wenn Sie mithelfen wollen, die Mikroplastikverschmutzung der Gewässer einzudämmen, sollten Sie so gut es geht auf Kunststoffverpackungen verzichten und statt zu PET-Flaschen, lieber zu Mehrwegflaschen greifen. Zwar werden die PET-Flaschen recycelt, doch was daraus entsteht, ist nicht immer besonders gut für die Umwelt. Immer mehr Bekleidung besteht auf Kunstfasern, die aus recycelten PET-Flaschen gewonnen werden. Wie die Tagesschau Redaktion in einem Bericht auf der ARD-Webseite schreibt, waschen sich aus solcher Synthetikkleidung winzig kleine Partikel heraus, die ebenfalls als Mikroplastik in die Umwelt gelangen. Auch hier liefert der Test des Norddeutschen Rundfunks Zahlen: Pro Waschgang sondern ein Fleecepulli bis zu 2.000 winzige Plastikfasern ab. Hinzu kommt noch das Mikroplastik im Waschmittel selbst.

Plastikrückstände und Weichmacher in PET-Flüssigkeiten

Ganz nebenbei lässt sich dem Artikel der Tagesschau entnehmen, dass bereits viele Wasser, die in PET-Flaschen abgefüllt sind, Plastikrückstände enthalten, die man beim Trinken konsumiert. Forscher der New York State University testeten 250 verschiedene PET-Produkte in verschiedenen Ländern und wurden in 93 % der Proben fündig: Die Flüssigkeiten (teilweise Getränke namhafter Hersteller) enthielten Rückstände von Polypropylen, Nylon und Polyethylenterephthalat (PET).

Naturfasern, statt Kunststoff

Egal ob Sie neue Kleidung kaufen oder einfach nur eine Tüte zum Transportieren Ihrer Einkäufe im Supermarkt benötigen: Greifen Sie zu Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder Jute und lassen Sie das Plastik links liegen. So vermeiden Sie nicht nur, dass Plastikmüll entsteht, denen die Recyclingunternehmen und Müllverbrenner nicht im vollem Umfang Herr werden, sondern sorgen gleichzeitig dafür, dass die Hersteller Naturfasern wieder stärker in den Fokus rücken und erst gar kein neuer Kunststoff mehr in den Kreislauf gelangt. Das tut nicht nur den Meeren, ihren Bewohnern und uns gut, sondern spart außerdem Erdöl ein, das für die Produktion von Kunststoff benötigt wird.

Neuartige Verpackungskonzepte

Weil das Plastikproblem kein neues ist, tüfteln einige Start-Ups bereits seit Längerem an neuartigen Verpackungskonzepten. Das Unternehmen "leaf republic" aus München hat beispielsweise kompostierbare Schalen und Teller aus Laub entwickelt, die eine echte Alternative zu Kunststoffschalen im Einzelhandel und Einweg-Plastiktellern sind. Ebenfalls interessant ist das Konzept eines US-Unternehmens: Das Start-Up "Skipping Rocks Lab" hat einen essbaren Kunststoff aus Braunalgen und Calciumchlorid entwickelt, der das PET irgendwann ablösen könnte.

Zero Waste Läden

Auch Zero Waste Läden sagen dem Mikroplastik den Kampf an: Vor allem in Großstädten gibt es immer mehr Geschäfte, in denen man Obst, Gemüse, Nudeln und andere Lebensmittel lose und unverpackt kaufen kann. Kunden bringen einfach einen Mehrwegbehälter mit und lassen sich exakt die Menge eines Produkts abfüllen, die sie benötigen. Zwar werden die Produkte auch hier in großen Verpackungen angeliefert, der Vorteil ist jedoch, dass man auf die Unmengen an Einzelverpackungen verzichten kann.

Recycling und Wiederverwendung

Dass die Pflicht zur Mülltrennung keine Schikane des Gesetzgebers ist, sondern tatsächlich Sinn macht, haben wir bereits in vielen anderen Artikeln in unserem Blog erwähnt. Abfall, der nicht gemäß des Kreislaufwirtschaftsgesetzes getrennt wurde, steht der Wiederverwertung (Recycling) als Sekundärrohstoff schließlich nicht zur Verfügung. Der Idealfall der Recycling Vielfalt ist aber nicht die Wiederverwertung, sondern die direkte Wiederverwendung. Beispiele sind hier die berühmten Mehrwegflaschen aus Glas, aber auch leere Druckerpatronen und Tonerkartuschen, die nach einer ordnungsgemäßen Entsorgung aufbereitet werden und als Refill- bzw. Rebuild-Patrone/Kartusche wieder in den Handel gelangen.