LEGO Steine aus dem 3D-Drucker?

LEGO Steine aus dem 3D-Drucker?

LEGO Steine: Jeder kennt sie und fast jeder hat als Kind mit Ihnen tolle (oder manchmal auch nicht so tolle) Dinge gebaut. In Zeiten, in denen selbst Designerschuhe und hochwertige Prothesen aus dem 3D-Drucker kommen, lässt sich natürlich erst recht etwas "Simples" wie ein LEGO Stein mithilfe der dreidimensionalen Drucktechnik kreieren. Wir erläutern, was man dafür braucht und ob man es überhaupt darf.

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Lego: eine Erfolgsgeschichte seit 1932

1932 gründete der dänische Tischlermeister Ole Kirk Christiansen eine Firma zur Herstellung von Holzspielzeug. Erst zwei Jahre nach der Gründung erfand Christiansen den Namen LEGO, der sich aus dem dänischen Begriff "leg godt" ableitet, der so viel bedeutet wie "spiel gut".

Gute 15 Jahre später, im Jahr 1949, brachte Christiansens Firma dann Plastiksteine auf den Markt, die den heute bekannten LEGO Steinen bereits sehr ähnlich waren. Der Erfinder nannte sie "Automatic Binding Bricks". Die farbigen Kunststoffquader aus Celluloseacetat waren bereits mit Noppen besetzt, die Unterseite jedoch völlig hohl; wirklich stabile Modelle ließen sich also nicht mit diesen Steinen bauen.

Nachdem die LEGO Group das Problem beseitigt hatte, indem die Unterseite der Steine mit Röhren zur Stabilisierung versehen wurde, meldete man das Prinzip am 28. Januar 1958 zum Patent an. Auch der Kunststoff änderte sich: Seit 1963 werden LEGO Steine aus Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat (ABS) hergestellt. Transparente Steine werden aus dem Polycarbonat Makrolon gefertigt, Achsen bestehen aus Polyamid.

Patentschutz der LEGO Steine seit 1988 abgelaufen

Bevor wir Ihnen erklären, wie man sich seine eigenen LEGO Steine im 3D-Drucker zaubert, interessiert Sie vielleicht, ob das überhaupt legal ist. Kurz und knapp: Ja, prinzipiell schon! Das Patent auf das Kupplungsprinzip der Steine lief 1988 aus. Seither dürfen auch andere Hersteller das Prinzip nachbauen und verkaufen. Und weil Sie die selbst gedruckten LEGO Steine im besten Fall nicht verkaufen, dürfen Sie das erst recht.

Eine Einschränkung gibt es jedoch: Designs, die über die normalen Bausteine hinausgehen und frei erfunden sind, werden auf Seiten wie thingiverse.com meist unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Hier kann man sich also bedenkenlos bedienen und muss lediglich aufpassen, dass man die Designs tatsächlich nicht für kommerzielle Zwecke nutzt, sofern der Urheber die kommerzielle Nutzung untersagt. Genießen spezielle Designs hingegen einen Gebrauchsmuster- oder Markenschutz, sollte man besser die Finger von solchen nachempfundenen Designvorlagen lassen. (Quelle: New York Times Interview mit Rechtsanwalt Michael Weinberg)

LEGO aus dem 3D-Drucker: was Sie dafür brauchen

  • Zuerst einmal benötigen Sie einen gut kalibrierten 3D-Drucker, damit die selbst gedruckten Steine nachher auch wirklich auf die originalen LEGO Steine passen. Schon kleine Abweichungen führen dazu, dass Sie mit den Steinen nichts anfangen können. Gute 3D-Drucker für den Heimgebrauch starten bei rund 400 Euro. Für richtig professionelle Geräte werden hingegen einige tausend Euro fällig.
  • Neben einem anständigen 3D-Drucker benötigen Sie noch eine sogenannte 3D-CAD-Software. Das CAD steht für Computer Aided Design. Software dieser Art wird von Designern und Architekten eingesetzt und ist in professioneller Ausführung ebenfalls nicht ganz billig. Einfache CAD-Programme gibt es aber auch als Freeware im Netz.
  • Als Drittes benötigen Sie entweder die korrekten Maße der LEGO Steine oder eine entsprechende Vorlage, die Sie in Ihr CAD-Programm laden.
  • Last, but not least brauchen Sie das richtige Material. An dieser Stelle eignet sich zum Beispiel Filament (Fadenwerk) aus PLA (Polylactide). Pro Kilogramm zahlen Sie dafür bei bekannten Online-Händlern etwa 33 Euro.

Apropos Kosten: Bei 33 Euro pro Kilogramm PLA werden für einen 1,5 g schweren 2 x 2 LEGO Stein 4,5 Cent Material fällig. Addiert werden müssen noch Stromkosten von rund 0,5 Cent, da der Energieverbrauch pro gedruckten Stein bei ca. 0,0012 kWh liegt. Insgesamt kostet der Druck eines kleinen LEGO Steins also circa 5 Cent. Ein ganzes Kilo selbst gedruckte LEGO Stein kostet Sie nach dieser Rechnung 33,33 Euro. Wirklich rentabel ist das Selberdrucken der Steine also nicht. Im Handel bekommen Sie ungefähr die gleiche Menge für das gleiche (eher aber etwas weniger) Geld und können sich sicher sein, dass die Steine auch wirklich passen.

Individuelle Bausteine kreieren

Während der 3D-Druck von simplen LEGO Bausteinen relativ unspektakulär ist und sich finanziell auch nicht wirklich lohnt, wird es erst dann besonders interessant, wenn Sie etwas ganz Individuelles und Neues mit dem 3D-Drucker erschaffen. Vorstellbar wäre z.B. ein LEGO Stein aus einem ungewöhnlichen Material wie Carbon, das es ebenfalls als Filament für 3D-Drucker gibt. Auch eine Funktionserweiterung eines LEGO Steins ist mit dem 3D-Drucker, der richtigen Vorlage oder ein wenig Designverständnis möglich: Wie wäre es beispielsweise mit einer LEGO Stein LED-Lampe oder einem weichen und flexiblen Baustein, den Sie als Schlüsselanhänger nutzen können? Sogar Silber und Keramik kann man mit dem richtigen 3D-Drucker in jegliche gewünschte Form, also auch in einen LEGO Stein verwandeln.

Fazit: nette Spielerei

Eine ernsthafte Konkurrenz zur Spritzgussmaschine, welche die originalen LEGO Bausteine fertigt, ist der 3D-Drucker auf keinen Fall. Zum einen braucht dieser für einen kleinen 2 x 2 Stein bereits 5 bis 15 Minuten Zeit (also ganz schön lange für eine ganze Kiste voll), zum anderen ist die Qualität nicht mit der des Originalherstellers zu vergleichen. Ganz abgesehen davon, können Sie solche Selfmade-LEGO-Steine auch nicht verkaufen - weder an uns, noch privat an andere Verbraucher. Denn hier spielt nicht nur die Qualität, sondern auch die rechtliche Grundlage eine entscheidende Rolle. Eine nette Spielerei, sofern Sie ohnehin Besitzer oder Besitzerin eines 3D-Druckers sind, ist das Ganze allerdings schon.